News aus Indien
Zuerst freut es mich
sehr, dass ihr alle so zahlreich und treu meinen Blog verfolgt! J Vielen Dank dafür.
Ich hatte euch ja
versprochen, in meinem nächsten Eintrag mehr über meine Arbeit und die Umgebung
hier zu schreiben.
Hier möchte ich euch
einen kleinen Einblick in meinen Stundenplan geben:
Uhrzeit
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Aufgaben
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07:00 Uhr
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eine kleine Morgenmesse wird mit den Jungs
gehalten
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07:30 Uhr
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Study-Time vor der Schule
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08:00 Uhr
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Frühstück für die Jungs
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08:30 Uhr
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Die Jungs werden in die Schule gebracht (Fußweg
ca. 10 Minuten)
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09:00 Uhr
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Frühstück für uns Freiwillige
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10:00 Uhr
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Ein kleines Gebet im Office und anschließend
„Area visit“
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11:30 Uhr
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Tamillesson für uns Freiwillige
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13:30 Uhr
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gemeinsames Mittagessen
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14:30 Uhr
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Vorbereitung der Evening-Class oder Unterhaltung
für die Jungs
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16:00 Uhr
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Evening-Class in der mir zugeteilten Area oder
Unterhaltung der Jungs
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19:30 Uhr
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eine kleine Abendmesse wird mit den Jungs
gehalten
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20:00 Uhr
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Abendessen für die Jungs
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20:15 Uhr
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Abendgebet mit den Fathers und dem Brother
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20:30 Uhr
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Gemeinsames Abendessen
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21:30 Uhr
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Die Kinder werden von uns ins Bett gebracht
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22:00 Uhr
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Feierabend
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Wie ihr seht, lässt der
strenge Tagesablauf fast keine freie Minute offen. Samstags verbringen wir den
ganzen Tag im Boys-Home und unterhalten die Jungs. Sonntags gehen wir morgens
in einen englischen Gottesdienst in eine nahe gelegene Kirche. Erst danach
beginnt unser einziger freier Tag der Woche, wobei wir abends für das „Ins-
Bett- bringen“ der Jungs wieder verantwortlich sind. Endlich kann ich dann
eine, bei diesen „winterlichen“ Temperaturen (tagsüber: ca. 35°C, nachts: ca.
30°C), notwendige Dusche zu mir nehmen. Das geht aber auch nur, wenn es gerade
mal Wasser hat. Zum Teil fehlt dieses einfach mal eine ganze Woche. Dann muss
die Dusche eben im „Indian-Style“ genommen werden. Das sieht so aus: Eimer mit
Salzwasser(!) über den Kopf. Alles eine Sache der Gewöhnung.
Auf drei Punkte meines
Tagesablaufs möchte ich noch genauer eingehen:
Die „Area- Visit“ um
10:00 Uhr soll uns hier mit der Gegend vertraut machen. Jeden Tag dürfen wir
eine andere uns zugeteilte „Area“ erkunden, indem wir selbstständig mit dem Bus
an- und abreisen und ca. eine Stunde in der „Area“ herumlaufen. Unter „Area“
muss man sich hier einen bekannten Stadtteil, oder auch einfach nur eine stark
befahrene Straße vorstellen. Wenn möglich, sollen wir auch die Menschen
beobachten oder sogar versuchen mit ihnen in ein Gespräch zu kommen. Diese
„Area- Visit“ finde ich wirklich sehr nützlich und mittlerweile kenne ich mich
auch schon besser in meiner Umgebung aus, weiß zum Teil schon, welche Buslinie
ich wohin nehmen muss, etc.!
Die Vorbereitung der
Evening-Class oder der Unterhaltung der
Jungs um 14:30 Uhr wechselt sich täglich ab. Wenn meine Mitinderin Mareike in
ihrer Slumarea ist, steht für mich die Betreuung der Jungs im Kinderheim an und
umgekehrt. Beides gilt es aber vorzubereiten.
Mit den Slumkindern darf
ich richtigen Englischunterricht machen. Im Moment bringe ich ausgedruckte
Bilder von Tieren, etc. mit, die die Kinder dann auf Englisch benennen sollen.
Mit den Jungs im
Kinderheim wird aber eher gespielt. Nach der Schule sind sie noch wenig
aufnahmefähig und wollen nur noch toben. Begeistert waren sie aber, als ich
Mandalas brachte. Fleißig wurde angemalt und dann anschließend der Raum mit den
gemalten Mandalas dekoriert.
Und zuguterletzt noch
die Evening-Class in der mir zugeteilten Area und die Unterhaltung der Jungs um
16:00 Uhr. Wir beide haben eine unterschiedliche Slumarea zugeteilt bekommen.
Meine Area ist ca. 20 Minuten mit dem Bus von unserem Kinderheim entfernt. Sie
ist auch unter dem Namen Childhadiripet bekannt. Die Buslinie, die man zu
meiner Area nehmen muss, kommt sehr selten, so dass ich oft zum Unterricht zu
spät komme. Wenn ich dann aber nach einer wirklich anstrengenden Fahrt, meist
im Stehen oder halb aus dem Bus hinaushängend, in meiner Area ankomme, erwarten
die Kinder mich schon fröhlich. Von allen Seiten kommen sie angerannt und
schreien laut: „Teacher!“.
Zusammen laufen wir dann
auf einen kleinen Vorplatz einer Kirche, auf dem wir dann auf dem Boden
sitzend, den Unterricht abhalten. Da der Unterricht sehr öffentlich ist,
variiert die Anzahl der Kinder ständig. Meistens sind aber ca. 15 Kinder
anwesend.
Die Kinder sind super
fröhlich und es macht wirklich sehr viel Spaß sie zu unterrichten, vor allem,
wenn man dann auch noch erste Erfolge sieht.
Ganz alleine muss ich
aber den Unterricht nicht halten. Sasikala, eine sehr nette und offene junge
Frau meines Alters, unterrichtet die Areakids täglich. Sie selbst hat einen
Schulabschluss und ist bei Nesakkaram angestellt. Sie ist vor allem für den
Tamilunterricht zuständig, während ich bei meiner Anwesenheit ausschließlich
Englischunterricht erteile.
Etwas Bammel vor meinem
ersten Slumgebietbesuch hatte ich schon. Ich dachte, dass mir die große Armut
und die Situation vor Ort schwer zu schaffen machen wird.
Als ich dann aber dort
war und sah, wie glücklich und voller Lebensfreude die Kinder, trotz ihrer
meist misslichen Lage, sind, konnte ich einfach nicht mehr so traurig sein.
Natürlich muss ich
keinen perfekten Unterricht planen. Meist macht es die Kinder einfach nur
glücklich, wenn man bei ihnen ist, Zeit mit ihnen verbringt. Das schätzen sie
sehr und ich selbst lerne es auch immer mehr zu genießen…
Was einem hier in Indien oft auf den Straßen und in meiner
Area den Atem raubt, sind die unterschiedlichsten und sehr intensive, beißende
Gerüche. Die Vielfalt ist wirklich groß und an jeder Ecke erwartet einen ein noch
stickigerer und beißenderer Geruch. Da ist Stoßatmen oder einfach auch mal
Luftanhalten, auch bei den Indern, eine angesagte Methode.
Leider bin ich aber in
den letzten zwei Wochen nicht allzu groß dazu gekommen den Stundenplan
einzuhalten. Ein Infekt, auf Grund eines Bakterienbefalls (eine Art Typhus),
brachte mich für fünf Tage in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Die Aufregung war
groß, zumal ich die Ärzte kaum verstehen konnte und nie genau wusste, was als
nächstes mit mir passiert. Zum Glück ist aber diese „Grauzone“ nun fast
überstanden und diese Woche kann ich wieder meine normale Arbeit aufnehmen. Ich
hoffe im Moment wirklich sehr, dass in nächster Zeit ein Highlight kommt und
mich wieder in meiner Entscheidung, ein Jahr in Indien zu leben, bestärkt. Vielleicht
wird dieses Highlight die bevorstehende Reise in Südindien sein. Vom 5. Oktober
bis zum 11. Oktober werden wir diese kleine Reise mit einem Bruder, Pater
Francis, von meiner Entsendeorganisation aus Deutschland, antreten. Pater
Francis ist selbst Inder und kennt sich deshalb im Süden Indiens super aus. Ich
freue mich schon sehr darauf! Denn auch endlich können wir dann unsere
„Mitinder“, Lea und Theresa, die in einem Kinderheim im Nachbarstaat Kerala
sind, sehen und unsere bisher gemachten Erfahrungen austauschen!
Ganz vergessen hätte ich
fast zu erwähnen, dass ich mich im Moment noch bis Montag in einem anderen
Kinderheim befinde. Am Dienstagmorgen ging es für mich und Mareike zusammen mit
unseren Jungs, die zehn Tage Schulferien haben, auf eine ca. 40 minütige Reise.
Wir befinden uns hier in Nesavanam, einem Kinderheim für die etwas älteren
Jungs. Mehr möchte ich euch aber dann
nach meiner Reise in Südindien berichten. Bilder folgen! J
Außerdem wurde ich schon
von mehreren gefragt, ob ich denn hier eine Adresse habe!
Ja, die habe ich und
über Post aus Deutschland freue ich mich natürlich immer… J
Natalie Rabe
Nesakkaram-Seeds
NEW No. 11, FIRST CROSS STREET,
LAKE AREA, NUNGAMBAKKAM,
CHENNAI –600 034.
SOUTH INDIA
Viele liebe sehnsüchtige
Grüße aus Indien
Eure Natalie