Montag, 17. Dezember 2012

Ein paar Bilder zum letzten Eintrag 

Aufgabenerweiterung

Der kleine Schalter am Bahnhof in Egmore 
Father Charle's Geburtstagsfeier am 03. November

Ein Teil der Dekoration im Haus

Frauen präparieren ihren Blumenhaarschmuck für den großen Tag

Mrs. Reena in ihrem besten Sari

Die Dekoration vor dem Haus (man beachte die beiden Bananenstauden)

Die Dekoration im Innenhof 

Die letzte Probe vor dem Gottesdienst



Die beiden Geburtstagskinder Father Joseph (links sitzend) und Father Charles  (neben Father Joseph sitzend) 

Dem Geburtstagskind wird nach indischem Brauch von seinem Bruder ein Tuch umgehängt und einen Hut aufgesetzt

Dienstag, 11. Dezember 2012


Aufgabenerweiterungen, Heiratsantrag und Erlebtes

Hallo zusammen,

jetzt ist es schon vier Monate her, dass ich in Indien gelandet bin. Der letzte Monat verging wie im Fluge und ich habe wirklich viel erlebt, sodass ich euch wieder viel zu erzählen habe.

Aufgabenerweiterungen

Zu meinen bisherigen Aufgaben sind in den letzten vier Wochen noch zwei wirklich interessante und völlig neue Aufgabenfelder hinzugekommen.

Seit vier Wochen arbeiten wir an einem Bahnhof namens „Egmore Railwaystation“. Von Nesakkaram kommt man mit dem Bus in ca. 10 Minuten nach Egmore. Dieser Bahnhof hat 11 Plattformen, an denen im Minutentakt überfüllte Züge aus allen Richtungen Indiens ankommen.
Nesakkaram besitzt an einer der drei Einganghallen einen kleinen Schalter.
Im Moment sind wir abwechselnd einmal in der Woche entweder abends oder morgens in Egmore. Natürlich sind wir auch dort nicht ganz alleine und ein Mitarbeiter aus Nesakkaram ist immer bei uns!
Dieses Projekt ist ein staatliches Programm und läuft unter dem Namen „Child Link“! Child Link kann man überall in Großstädten Indiens finden. Ein staatliches Programm, das sich für das Recht und das Wohl von Kindern in ganz Indien einsetzt!
Unsere Aufgabe ist es herumstreunende Kinder, die von zu Hause abgehauen sind, abzufangen. Meist sind diese aus Angst vor Bestrafungen von ihren Eltern weggegangen. Im Monat werden im Schnitt ca. zwei Kinder gefunden. Diese sind meistens im Alter von 13-14 Jahren.
Wenn dann eines der Kinder gefunden wird, gibt man ihm etwas zu essen, versucht mit ihm in ein Gespräch zu kommen, um anschließend die Eltern zu kontaktieren. Mit diesen wird dann gemeinsam versucht eine Lösung zu finden.
Wenn es keine Lösung gibt oder das Kind eine Waise ist, dann kommt es mit großer Wahrscheinlichkeit in eine staatliche Einrichtung von Child Link.


Was vor drei Wochen hinzugekommen ist, ist ein dreistündiger, wöchentlicher Besuch in einem Altenheim, zwei Bushaltestellen von Nesakkaram entfernt. Das Altenheim ist hier auch unter dem Namen „Little Sisters of the Poor“ bekannt. Der Name ist wirklich sehr passend, denn die betreuenden katholischen Schwestern sind erstaunlich klein und haben oft wenig Besitz.
Dort betreuen und unterhalten wir alte Mitmenschen. Aber ab und zu werden wir auch den Putzlappen schwingen.
Das Hauptgebäude des Altenheims ist wirklich schön. Kleine begrünte Innenhöfe schaffen eine helle und freundliche Atmosphäre. In dem Hauptgebäude sind auch die Schlafzimmer der Senioren/innen untergebracht. Im Erdgeschoss sind dabei 30 Seniorinnen anzutreffen, während im ersten Stock 20 Senioren hausen. Die Zimmer sind sehr einfach eingerichtet und erinnern an Krankenhauszimmer. Meistens sind es Doppelzimmer, in denen ein etwas Hilfebedürftiger und ein noch sehr fitter Mitbewohner leben. Es ist wirklich schön anzusehen, wie liebevoll die Senioren/innen miteinander umgehen. Sie helfen sich gegenseitig und muntern den Kameraden in schwierigen Zeiten auf.
Da das Altenheim, ein katholisches ist und von Schwestern geleitet wird, befindet sich auf dem Gelände noch eine Kirche und ein Wohnhaus der Schwestern. Auch die Schwestern kümmern sich um ihre alten Mitmenschen wirklich rührend und weisen eine unglaubliche Arbeitsbereitschaft und Geduld auf. Zum Großteil sind daher auch die meisten Bewohner des Altenheims katholisch.
Mir bereitet diese Arbeit wirklich jetzt schon große Freude. Es ist wirklich unglaublich, was man von den etwas älteren Mitmenschen an Dankbarkeit zurückbekommt. Es reicht einfach nur für sie da zu sein, mit ihnen zu reden, sie beim Essen zu füttern und ihnen ein Lächeln zu schenken. Zu meiner großen Verwunderung können auch die meisten Bewohner des Altenheims bestes Englisch. Oft waren sie in früheren Jahren im Lehramt tätig. Für mich ist das natürlich eine große Erleichterung.
Dennoch fällt mir diese Arbeit auch zum Teil sehr schwer, denn eigentlich benötigt man ganze Ausbildungen, um zu wissen, wie man den älteren Mitmenschen am besten helfen kann, vor allem wie und wie man in bestimmten Situationen mit ihnen umgehen muss. So war es für mich wirklich schwer, als mich eine sehr freundliche Oma bat, ihr beim Aufstehen zu helfen. Ich wusste nicht genau wie ich sie anfassen muss, damit es für sie möglichst schmerzfrei und einfach wird.
Oder was macht man mit einer Oma, die sich beim Füttern weigert zu essen? Da kommt man wirklich ab und zu mal richtig ins Straucheln, aber ich denke, dass ich mit der Zeit dazulernen werde und wenn ich in Not bin kann ich mich auch meistens an eine Schwester wenden. Meine ersten Besuche waren somit wie ein Sprung ins kalte Wasser, eisig und dennoch erfrischend.

Leider konnte ich seit fünf Wochen nicht mehr in meine Area gehen, da Sasikala, eine sehr nette und offene junge Frau meines Alters, ihren Job bei Nesakkaram aufgeben musste. Zuvor hatte sie täglich die Areakids in Tamil unterrichtet.
Ohne Staffmitarbeiterin darf ich nicht in meine Area. Seit drei Wochen gehe ich nun also mit einer anderen Staffmitarbeiterin, namens Sarala, in eine andere Area (Triplicane). Das ist aber überhaupt kein Problem und für mich natürlich auch wahnsinnig interessant eine andere Area zu Gesicht zu bekommen! Sobald es aber eine neue Mitarbeiterin in meiner Area gibt, werde ich wieder dort arbeiten und Englischunterricht abhalten.
Ich und ein paar Kinder meiner ursprünglichen Slumarea vor einer  Strohhütte

Mitten in der Stadt liegt meine Area "Chindhadiripet" 

Ihr seht meine Aufgaben sind sehr verschieden und wirklich vielfältig. So wird es mir eigentlich nie langweilig, denn ich mache nie zwei Tage lang das Gleiche hintereinander. Da ist es mit Sicherheit garantiert, dass ich sehr viele unterschiedliche Erfahrungen machen werde.

Heiratsantrag

Ja, den habe ich tatsächlich bekommen. Zwar ohne Kniefall, so wie das die meisten Frauen gerne hätten, sondern ganz spontan von einem Inder.
Als ich mit Sarala durch ihre Area gelaufen bin, um die dort lebenden Kinder zu besuchen, kam eine etwas ältere Frau auf mich zu gerannt. Zuerst dachte ich, ja klar, auch sie möchte mir einfach nur die Hand schütteln, so wie es oft der Fall ist, wenn hier in Chennai ein Weißhäutiger durch die Slums geht. Aber nein, sie redete wild in Tamil auf mich ein. Natürlich habe ich nichts verstanden und nur nett gegrinst und genickt. Als Sarala auf einmal laut zu lachen begann und ihr vor lauter Lachen, Tränen die Wangen runter liefen, habe ich mich schon etwas gewundert. Als sie mir dann erklärt hat, dass diese Frau  mir gerade ihren Sohn anbietet, wurde mir ganz anders. Auf keinen Fall durfte ich ja jetzt vehement ablehnen, denn das hätte die Frau sicherlich sehr verletzt. So brachte ich nur ein paar Sätze wie „Wir sehen uns wieder“ und „Ja, vielleicht“ heraus.
Zu meinem Pech, kam dann genau in diesem Moment ihr Sohn aus seiner Hütte. Er lächelte mich an und redete auch auf mich ein. Das musste ich mir nun wirklich nicht übersetzen lassen, denn die Botschaft war eindeutig.
Nach weiterem unbeholfenem Gestammel, konnten wir flüchten.
Als ich diesen Vorfall meinen Fathers beim Abendessen berichtete, mussten sie lachen, aber gleichzeitig meinten sie auch, dass das bestimmt nicht mein einziger indischer Heiratsantrag bleiben wird. Na toll. J

Erlebtes

Father Joseph’s und Father Charle’s Geburtstagsfeier

Bereits am 1. November wurde mit der Dekorationsarbeit angefangen. Gemeinsam mit dem Staff habe ich den Raum der Jungs dekoriert. Die Dekoration ist in Indien kunterbunt und besteht zum größten Teil aus klitternden Girlanden an der Decke. Wir Deutschen würden diese Dekoration auch als kitschig bezeichnen.
Am 2. November durften wir dann Father Joseph’s Geburtstag feiern. Nachts schlichen Mareike, Father Pradeep und ich uns raus auf den Gang ins Wohnzimmer und nach wiederholtem Klopfen, stand dann total verschlafen das Geburtstagskind vor uns! Die Geschenke wurden überreicht und gemeinsam wurde noch etwas beisammen gesessen.
Der nächste Morgen starte ganz gewöhnlich mit einer Morgenmesse, da die Kinder an diesem Tag Schule hatten. Dennoch wurde nach der Messe der Geburtstagskuchen, der in Indien hauptsächlich aus Zucker und Farbstoff besteht, angeschnitten!
Währenddessen verlor jede anwesende Person ein paar Worte über das Geburtstagskind. Diese Geste hat mich wahnsinnig berührt, denn es stand wirklich mehr die Geburt von Father Joseph im Vordergrund, als materielle Gegenstände.
Nachdem wir die Kinder in die Schule gebracht hatten, wurde dann auch mit dem Staff in versammelter Runde ein weiterer Geburtstagskuchen angeschnitten. Außerdem wurden Lieder gesungen, eine kleine Tanzeinlage präsentiert und wieder Lob und Wünsche für das Geburtstagskind ausgesprochen.
Nach dem Geburtstagsprogramm wurden dann die restlichen Dekorationsarbeiten in und um das Haus erledigt. Denn schon am nächsten Tag sollte Father Charles Geburtstag gebührend gefeiert werden. So pusteten wir also hunderte von bunten Ballons auf, die wir dann an der Girlandenkonstruktion befestigten. Um das Haus wurde der Boden mit kunstvollen Bemalungen geschmückt und sogar zwei riesen Bananenbäume an dem Eingangstor befestigt, so dass auch ja niemand übersehen konnte, dass wir etwas zu feiern haben!
Am 3. November feierten wir dann also Father Charles 50. Geburtstag vor. Eigentlich ist Father Charles Geburtstag nämlich am 4. November, aber da der 4. November dieses Jahr auf einen Sonntag fiel und das der einzigste Tag ist, an dem die Mitarbeiter frei haben, wurde der Geburtstag einfach vorgefeiert. Das ist in Indien üblich und überhaupt kein Problem!
Der Geburtstag begann um 10 Uhr mit einer kleinen Messe. Insgesamt waren ca. 100 Leute anwesend (inklusive Kinder und Mitarbeiter). Vor allem Schwestern und  Fathers aus der Umgebung waren eingeladen. Auch Father Charles Familie war anwesend. Die Messe war sehr schön und auch ich konnte einen kleinen Beitrag leisten. Gemeinsam mit einem Pianisten durfte ich mit meiner Querflöte den Gottesdienst begleiten.
Nach dem Gottesdienst ging es rauf auf die Terrasse. Dort gab es Tee und Snacks und anschließend begann recht zügig das vorbereitete Programm der Mitarbeiter.
Es war wirklich ein kunterbuntes Programm, das von Tänzen über selbst geschriebene Lieder bis hin zu eindrucksvollen Reden reichte. Danach wurde der Geburtstagskuchen angeschnitten, das Geburtstagskind nach indischen Brauch damit gefüttert und zum Mittagsbuffet übergeleitet. Nach dem Mittagsessen klang der Geburtstag allmählich aus und wir begannen schnell mit den Aufräumarbeiten.
Abends haben dann noch die Jungs sich ein kleines Programm für Father Charles überlegt. Der Tag endete mit ausgelassenem Tanzen. Das war wirklich ein schöner Abschluss, zwei wirklich aufregende Tage und die langen Vor- und Nachbereitungen für die Geburtstage waren schnell vergessen.
Am 4. November feierte Father Charles seinen Geburtstag dann mit den Kindern in Nesavanam, die ebenfalls sich ein kleines Programm für ihn überlegt hatten.
Mareike und ich nahmen an dieser Feier aber nicht teil, da Father Francis und Ansgar aus Deutschland nur für zwei Tage in Chennai zu Besuch waren. Wie Father Francis leitet auch Ansgar die Freiwilligenabteilung bei den Franziskanern in Bonn. Ihnen habe ich es zum größten Teil zu verdanken, dass ich hier dieses Jahr in Indien verbringen darf!

Das hinduistische Fest Diwali am 13. November

Diwali oder auch das Fest der Lichter kündigte sich schon mehrere Tage zuvor an, sei es auf Reklametafeln oder auch durch Spezialangebote in den Einkaufsläden. In den Nächten zuvor und auch danach wurde man häufig auf Grund eines lauten Schlages aus dem Schlaf gerissen! Überall wurden Feuerwerkskörper abgefeuert. Da wir in einer etwas reicheren Straße leben, war es um unser Haus herum besonders schlimm.
An den Tagen vor Diwali, wurde auch in den jeweiligen Slumareas ein kleines Fest für die Kinder vorbereitet. Ich hatte das Vergnügen gleich in zwei Areas Diwali zu feiern. Die Kinder machten dort ein kleines Programm (tanzen oder singen) und anschließend bekam jedes Kind eine kleine Kerze in die Hand gedrückt. Im Kreis aufgestellt, wurde diese angezündet und gemeinsam ein Gebet und verschiedene Wünsche ausgesprochen. Zum Schluss gab es für die Kinder als Geschenk drei indische Süßigkeiten. Durch dieses Diwaliprogramm in den Areas sollte den Kindern der eigentliche Sinn des Lichterfestes verdeutlicht werden. Dabei reicht es aus eine Kerze anzuzünden und nicht das ganze, sowieso schon knappe Geld, für Feuerwerkskörper auszugeben. Auch auf die Gefahr von Brandverletzungen durch Feuerwerkskörper wurde hingewiesen. Leider wurde aber zu meinem großen Bedauern in den meisten Fällen nicht darauf gehört.
Je lauter, desto besser!
Auch mit unseren Kindern im Heim wurde Diwali gefeiert. Alle waren super aufgeregt und wussten gar nicht in welche Richtung sie zuerst schauen sollten. Da sich unsere Nachbarn fast schon einen Feuerwerkskörperwettkampf leisteten und in weniger als 3 Minuten Feuerwerkskörper im Wert von 5000 Rupies (ca. 75 €) in die Luft schossen, bot sich vor unserer Türe eine gewaltige Show. Auch unsere Kinder konnten etwas daran teilhaben, denn verschiedenste Sponsoren sorgten für genügend Feuerwerksmaterial.
Mich erinnerte Diwali sehr stark an Silvester, weshalb ich die Tage um Diwali großes Heimweh hatte.
Dennoch kann man auf Grund der Feuerwerksmassen das indische Diwali kaum mit dem deutschen Silvester vergleichen.
Was von Diwali am nächsten Tag übrig war, waren Müllberge in den Straßen und grauer Nebel soweit das Auge reichte.

Vor drei Wochen sind uns dann auch mal wieder Lea und Theresa aus Kerala besuchen gekommen. Wir hatten ein wirklich schönes Wochenende und konnten den beiden etwas von Chennai zeigen. Ein Highlight war der Shoppingstrip nach Tenagar. Mit einem Share Auto fährt man zu diesem Bazar in ca. 15 Minuten. Da in Kerala Kleider etwas teurer sind, bietet es sich natürlich an, auf Vorrat einzukaufen.
Es war schön wieder etwas auszuspannen und außerdem haben wir mal gemeinsam Ideen für Projekte gesammelt, die man mit den Jungs vor Weihnachten noch machen könnte. Danach waren wir wieder alle neu motiviert.

Vor vier Wochen habe ich jetzt auch endlich den ersten Einblick in mein Spenderkonto bekommen. Dank eurer Unterstützung, sind in den ersten drei Monaten jetzt schon 450 € zusammen gekommen. An dieser Stelle möchte ich mich ganz recht herzlich bei den bisherigen Spendern und Unterstützer meines Projektes bedanken! Vielen Dank dafür.
Falls ihr euch jetzt auch entschieden habt zu spenden, führe ich im Folgenden noch einmal alle wichtigen Kontodaten meines Spenderkontos an. Hierbei geht es nicht nur um große Beträge, auch kleine Beträge sind wichtig. Für weitere Informationen schaut euch doch einfach auch noch einmal meinen ersten Blogeintrag an, oder wendet euch einfach direkt an mich (E-Mail-Adresse: natalie.rabe@googlemail.com).

Kontoinhaber:             MISSIONSZENTRALE DER FRANZISKANER E.V.
Kontonummer:            80 000 103
BLZ:                             510 917 11
Kreditinstitut:              Bank für Orden und Mission 
Verwendungszweck:   70 601 113 (diese Nummer bitte immer angeben) 

So, das war’s dann auch schon wieder von meiner Seite! Ich verspreche, dass ich auf meinen nächsten Eintrag nicht so lange warten lasse.
Ich hoffe, es geht euch gut und ihr habt eine schöne und harmonische Vorweihnachtszeit. Dank meiner Patentante Monika und meiner Familie, durfte selbst ich vorletzten Samstag, das erste Türchen unter Palmen öffnen!

Liebe Grüße und Gottes Segen
Eure Natalie